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Frequently Asked Questions (FAQs)

Wieso ist es wichtig, dass das Kind die Mehrsprachigkeit auslebt?
Gemäss der Entwicklungstheorie von Erik Erikson (o. J.) spielt die Sprache in der Entwicklung eines Menschen eine wesentliche Rolle:
  • Autonomie und Willensstärke: Gemäss Eriksons zweitem Stadium (Autonomie vs. Scham und Zweifel) beginnen Kinder, ihre Unabhängigkeit zu entdecken und Nein zu sagen. Die Sprachentwicklung ermöglicht es ihnen, ihre Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen klarer auszudrücken.
  • Initiative: Im dritten Stadium (Initiative vs. Schuldgefühl) nutzen Kinder die Sprache, um mit Gleichaltrigen zu interagieren, Geschichten zu erzählen und ihre Umwelt zu erkunden.
  • Kompetenz: Im vierten Stadium (Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl) ist die Fähigkeit, Ideen und Wissen durch Sprache zu teilen sowie von anderen zu lernen, für das Selbstwertgefühl und das Gefühl der Kompetenz entscheidend.

Zusammengefasst ist die Sprache ein Schlüsselwerkzeug für die Entwicklung von Selbstverständnis, Selbstausdruck und zwischenmenschlichen Beziehungen in Eriksons Modell der psychosozialen Entwicklung (Erikson, o. J., zitiert nach Flammer, 2017, S. 96,).

Was ist der Unterschied zwischen ‹Deutsch als Zweitsprache› (DaZ)-Unterricht und mehrsprachigem Unterricht?

Die Hauptunterschiede liegen in der Zielsetzung: Beim DAZ-Unterrichts ist es das Ziel, die deutsche Sprachkompetenz so weit zu fördern, dass die Schüler:innen dem regulären Unterricht in deutscher Sprache folgen und daran partizipieren können. Das Ziel beim mehrsprachigen Unterricht besteht darin, ein Bewusstsein für Sprachen zu schaffen, wobei das gemeinsame Sprechen und Nachdenken über verschiedene Sprachen im Fokus stehen. Es geht beim mehrsprachigen Unterricht darum, eine wertschätzende und kognitiv aktivierende Sprachbewusstheit zu fördern.

Mehr Informationen gibt es unter folgendem Link:

https://www.zh.ch/de/bildung/informationen-fuer-schulen/informationen-volksschule/volksschule-schulinfo-besonderer-bildungsbedarf/volksschule-angebote-regelschule/volksschule-schulinfo-deutsch-als-zweitsprache-daz.html

Was sind kognitiv aktivierende Fragen zur Mehrsprachigkeit für den Unterricht?

Was sind Sprachen?

Helfen uns Sprachen?

Welche Sprachen gibt es?

Müssen wir die gleiche Sprache sprechen, um uns zu verständigen?

In welcher Sprache träumst du?

Wie fühlt es sich an, wenn du eine Sprache hörst, die du nicht verstehst?

Gibt es ein Lied oder eine Geschichte in einer anderen Sprache, die du magst? Warum? Wenn du eine neue Sprache erfinden könntest, wie würde sie klingen?

Wie würdest du ‹Freund› in deiner erfundenen Sprache sagen?

Welche Informationen enthält der Lehrplan21 im Kanton Zürich zum Thema Mehrsprachigkeit?

Im Bereich der Sprachen informiert der Lehrplan21 (2017) über die sprachliche und kulturelle Vielfalt der Schweiz wie folgt:

«In der Schweiz hat die Mehrsprachigkeit eine identitätsstiftende Bedeutung. Der Umgang mit Mehrsprachigkeit und kultureller Vielfalt auf kleinem Raum ist Bereicherung und Herausforderung zugleich, sowohl für das Sprachenlernen als auch für das Zusammenleben. Eine Besonderheit stellen Regionen dar, wo mindestens zwei unterschiedliche Sprachen gesprochen werden (Deutsch/Französisch, Deutsch/Italienisch, Deutsch/Romanisch). Zur vielsprachigen Schweiz gehören auch zahlreiche Mundarten, die vier Landessprachen und eine Vielzahl weiterer Erstsprachen.» (Lehrplan21, Sprachen im schulischen Kontext)

Bezüglich der Mehrsprachigkeit im schulischen Kontext wird im Bereich ‹Individuelle Voraussetzungen› formuliert:

«Jedes Kind bringt die eigene Sprachbiografie und eigene Voraussetzungen mit, die in der schulischen Bildung berücksichtigt werden sollen. Jede Sprache, die ein Kind mitbringt und dazu lernt, hat ihren Wert. Die Wertschätzung der Erstsprache stärkt die (sprachliche) Identität, die Bewusstheit für weitere Sprachen und das Sprachenlernen.» (Lehrplan21, 2017, Sprachen im schulischen Kontext)
Wie funktioniert ein mehrsprachiges Gehirn?

Das mehrsprachige Gehirn muss besondere Leistungen absolvieren. Bei sprachbasierten Situationen erfolgen im mehrsprachigen Gehirn folgende Schritte: Identifikation der Sprache, die in der Situation vorkommt, Aktivierung der benötigten Sprache und Unterdrückung der weiteren Sprachen sowie die Produktion der korrekten Sprache. Im einsprachigen Gehirn muss lediglich die benötigte Sprache aktiviert und produziert werden. Vor allem das Unterdrücken der anderen Sprachen ist ein aktiver Prozess, der Energie erfordert, das Gehirn aber auch auf besondere Weise trainiert und damit zu den Vorteilen des mehrsprachigen Gehirns beiträgt (Gogolin u. a. 2020).

Wie können Erziehungsberechtigte dem Kind die Mehrsprachigkeit optimal vermitteln?

Mehrsprachigkeit ist eine wertvolle Ressource, die Erziehungsberechtigte ihren Kindern geben können. Es gibt verschiedene Methoden und Praktiken, die helfen können, Kinder effektiv mehrsprachig zu erziehen. Diese Empfehlungen stammen aus dem Buch «Mehrsprachige Kinder. Ein Ratgeber für Eltern und andere Bezugspersonen» von Claudio Nodari und Raffaele De Rosa (2006). Dieses Buch nutzte die Autorin Nicole, selbst Mutter, als Wegweiser und kann es für Kinder, die in mehrsprachigen Konstellationen aufwachsen, weiterempfehlen.

  1. Früher Anfang: Es wird allgemein angenommen, dass es am besten ist, Kinder so früh wie möglich mehreren Sprachen auszusetzen. Die kindliche Gehirnentwicklung ist in den frühen Jahren am anpassungsfähigsten, was das Erlernen neuer Sprachen erleichtert.
  2. Konsequenz ist wesentlich: Eine entsprechende Methode ist ‹eine Person, eine Sprache›. Dabei spricht jede erziehungsberechtigte Person konsequent eine andere Sprache mit dem Kind. Dies hilft dem Kind, die Sprachen zu unterscheiden und sie mit den jeweiligen Personen, Situationen oder Umgebungen zu assoziieren.
  3. Eintauchen in die Sprache: Neben dem Sprechen zuhause kann es hilfreich sein, das Kind in Umgebungen zu bringen, in denen die jeweilige Sprache verwendet wird. Das kann den Besuch von gleichsprachigen Spielgruppen, Reisen in Länder, in denen die Sprache gesprochen wird, Vorlesungen in der Sprache oder Treffen mit Kindern, die die gleiche Erstsprache haben, umfassen.
  4. Nutzung von Medien: Bücher, Musik, Filme, Hörbücher, Bilderbücher, Comics und interaktive Spiele in verschiedenen Sprachen können ebenfalls nützlich sein. Durch sie wird die Exposition des Kindes erhöht und die praktische Anwendung und Kultur, die mit jeder Sprache verbunden sind, werden gezeigt.
  5. Positive Verstärkung: Ermutigen die Kinder, wenn sie eine andere Sprache benutzen, ein Wort in mehreren Sprachen kennt oder spielerisch Unterschiede zwischen den Sprachen erkennt (Language Awareness). Kinder reagieren gut auf positive Verstärkung und sind eher bereit, Sprachen zu verwenden, wenn sie sich unterstützt und ermutigt fühlen.
  6. Kommunikation aufrechterhalten: Es ist wesentlich, die Sprachen regelmässig zu verwenden. Konsequente Kommunikation hilft dabei, die Sprachkenntnisse auf einem gleichbleibend guten Niveau zu halten.
Warum wird der Begriff ‹Erziehungsberechtigten› verwendet und nicht ‹Eltern›?

Per Definition werden Eltern als biologische oder Adoptivmütter- und Väter bezeichnet. Diese Personen sind in der Regel auch die rechtlichen Erziehungsberechtigten eines Kindes. Erziehungsberechtigte hingegen sind diejenigen, die das gesetzliche Recht und die Verantwortung tragen, ein Kind zu erziehen und für es zu sorgen. Dabei muss es sich nicht um die biologischen oder Adoptiv-Eltern eines Kindes handeln. Wir möchten auf dieser Website eine inklusive sowie tolerante Haltung vermitteln und setzen demnach nicht voraus, dass jedes Kind bei seinen Eltern aufwächst.